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FLAWIL. Die Restriktionen am Eingang zur «Wunder-Bar» sind knallhart: Man muss Frau sein, mindestens zwanzig Lenze zählen und darf erst noch nicht rauchen! Mann, Raucher, womöglich noch und zu jung, sieht sich diskriminiert, ausgesperrt, abgewiesen. Doch es gibt ein Schlupfloch im «Wunder-Bar-Gesetz»: Tunten haben Zutritt! Möchtegern-Frauen dürfen also hinein, sofern sie, also er, sich deutlich als solche zu erkennen gibt. Zu den äusseren Erkennungsmerkmalen gehört selbstverständlich der rote Lippenstift. Aufgetragen, nicht im Handtäschchen mitgetragen.

 
Tabuzone für Machos
Für den echten Macho ist die «Wunder-Bar» also eine Tabuzone, einer Gebärstation gleich oder der Walpurgisnacht. Richtige Männer haben Schnäuze, nicht rote Lippen. Richtige Männer sind stolz darauf, richtige Männer zu sein, und tragen dies zur Schau, permanent, das ganze Jahr, das ganze Leben, vom schreienden Knäblein bis zum schlaffen Oldie. Doch ebendiese Männer werden hörig beim Hören des Begriffs Ladies' Night. «Lauter Weiber!», denkt's in deren Köpfen, und gross ist Trieb und Drang, da jetzt reinzukommen, an den Ort der geheimen Träume, an den Ort, wo so viele Frauen sind, dass sie sich einander schon überdrüssig werden, und demzufolge nur noch warten auf den richtigen Mann.
 
Orangen ins Décolleté
Eine harte Prüfung für richtige Männer. Doch die aktuelle Jahreszeit, die fünfte, kommt dem «giggerigen» Mann entgegen. Die Fasnacht lässt Tabubrüche zu und macht manchen Macho zur Tunte. Eine Perücke aus unechtem Haar, zwei mittelgrosse Orangen ins Décolleté und ein knappes Kleid am Leib – fertig ist das trojanische Weib. Die härteste aller Prüfungen ist nun nur noch ein Klacks: der Lippenstift. Gewiss findet sich jemand, der in der Anwendung die entsprechende Erfahrung hat. Nun kann's losgehen – auf zur «Wunder-Bar», rauchfrei, männerfrei, tabufrei. Der Startschuss zum freitäglich-fasnächtlichen Feierabend-Baggern erfolgt gegen 22 Uhr, wenn die Bar schon recht gut besetzt ist und die Damen schon recht gut im Schuss sind.
 
Kegelbahn wunderbar
An der Ladies' Night in der «Wunder-Bar» in der alten Kegelbahn unter der Tonhalle herrscht um 22 Uhr tatsächlich aufgeweckte Stimmung. Die Damen sind gegenüber den Tunten in der Überzahl. Schwer haben es die Letzteren, die Damen geben sich nämlich desinteressiert, weil grad ein Mann, ein echter Mann, die Show abzieht. Dean Mazenauer alias Magic Dean zeigt Spielkarten-, Seil- und Bechertricks. Der junge Mann zieht die Blicke der Damen in Bann, die der Möchtegern's schliesslich auch, unergründlich sind seine Tricks und deshalb faszinierend.
 
Aus für Tunten-Macho
Magic Dean lässt Tücher verschwinden und zaubert neue hervor, befreit sich aus Fesseln und pokert mit Buchstaben. In drei Bechern lässt er Wasser verschwinden und täte damit den hartgesottensten Hütchenspieler verblüffen. Dumm ist's gelaufen für den sich zwecks Anmache unter Frauen schleichenden Tunten-Macho. Als echter Mann, als richtiger, echter Mann, zieht man die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts nachhaltiger auf sich denn als verkappter Gigolo. Doch die Sache hat eben doch einen Haken: Mann muss eben etwas Zauberhaftes, Faszinierendes und Visionäres an sich haben!
Michael Hug

St. Galler Zauberkünstler Zauberer Magic DeanSt. Galler Zauberkünstler Zauberer Magic Dean